In Zirndorf leuchtet der Horizont

Artikel von SABINE REMPE

Anna Eibl-Eibesfeldt mit neuen Arbeiten in der Galerie des Kunstvereins

Ohne Licht ist unsere Welt farblos. Die Welt von Anna Eibl-Eibesfeldt strahlt. Ihre Ausstellung in der Galerie Pinder Park des Kunstvereins Zirndorf ist ein Farb-Erlebnis. Eröffnet wird die Schau „Wasserleuchten“ morgen.

Anna Eibl-Eibesfeldt, Enkelin des Verhaltensforschers Irenäus Eibl-Eibesfeldt, studierte an der Nürnberger Akademie bei Christiane Colditz.

Wir treiben es bunt. Immer und überall. Doch der Anstrich unseres Alltags verblasst beim Betreten der beiden Räume, die der Kunstverein in der Pinderpark-Ladenpassage derzeit bespielt. Anna Eibl-Eibesfeldts Arbeiten konfrontieren die Eintretenden mit dem Wesen von Farbe. Was dem Besucher entgegen leuchtet, das ist intensiver, vielfältiger und einnehmender als die Palette, die uns landläufig vertraut ist.

Es ist eine Art von umfassender Farbigkeit, die zunächst nicht einmal von den einzelnen Bildern ausgeht, sondern als Gesamteindruck wirkt, vergleichbar vielleicht mit einem Akkord aus mehreren Tönen.

Der Intensität, die die junge Malerin erzeugt, wohnt nichts Unnatürliches inne. Ganz im Gegenteil. Es sind die Schattierungen der Ausnahme-Momente, die sich die Natur für Gala-Auftritte vorbehält. Sonnenaufgänge, klare Wintertage, Gewitterstimmungen bedienen sich in diesem Spektrum.

Anna Eibl-Eibesfeldt hat bei Christine Colditz an der Nürnberger Akademie und bei Horst Sauerbruch in München studiert. Die 38-Jährige wuchs in Gräfelfing auf, kurz vor Ende ihrer Schulzeit zog die Familie nach Zirndorf – was die Ausstellung nun fast zum Heimspiel macht, obwohl die Malerin wieder in Oberbayern lebt. Sie ist die Enkelin von Irenäus Eibl-Eibesfeldt, der als Zoologe und Verhaltensforscher weithin bekannt wurde.

Die Arbeiten, die jetzt bis Ende Februar in Zirndorf zu sehen sind, entstanden in den vergangenen zwei Jahren. „Wir sind aus Schwabing ins Voralpenland gezogen“, sagt die Mutter von drei Kindern. Die räumliche Veränderung sorgte für den buchstäblichen Perspektivenwechsel: „Plötzlich habe ich den Horizont wahrgenommen, die Weite der Landschaft.“

Das neue Erleben hat ihre Arbeit verändert. Wenn sie unterwegs ist, hält sie, die von der Aquarellmalerei kommt, im kleinen Format ihre Eindrücke fest. Im Atelier setzt sie das Außen-Erlebnis um. Die Skizzen dienen nun als Anreger. Es sind letztlich Landschaften aus der Erinnerung, die sie auf der Leinwand wiedergibt. Ihre Farben mischt sie jedes Mal aufs Neue aus Pigmenten und Bindern. Eine Vorgehensweise, die sie meisterlich beherrscht.

Eine schimmernde Transparenz gelingt mit diesen Tönen und vermittelt undurchsichtige Tiefe. Erstaunlicherweise erinnert diese Technik nicht nur an die Leichtigkeit eines Aquarells, sondern erlaubt auch ein ähnliches Verschmelzen der diversen Partien. Viele Nuancen tauchen auf. Eine wesentliche Rolle spielen aber doch Blautöne, und es sind entschieden mehr, als es Namen gibt für die feinen Varianten, die hier aufleuchten. Überflüssig zu sagen, dass damit der direkte Weg zu den Emotionen freigelegt wird.

„Malen tut mir total gut“, gesteht Anna Eibl-Eibesfeldt. Hinschauen hat in diesem Fall einen ganz ähnlichen Effekt.